Bahngleise

(Ersteee/r xD! wohoo! Es geht lohooooos! Es geht loooohooos! Es geht lohoooos! :D !)

Quietschend blieb der Zug stehen.
Hinter mir und vor mir drängten die Menschenmengen zu den automatischen Zugtüren. Unter ihnen waren vereinzelt Geschäftsleute mit schwarzen Aktenkoffern, gestreiften Krawatten in Nadelanzug zu sehen, doch die Zahl der Feriencampler überwog. Eine alte Frau drängte sich wütend mit ihrem Gehstock an die ganzen Leute vorbei und warf ihnen wüste Beschimpfungen entgegen. Ihren Pudel trug sie auf ihren zittrigen Händen. Ich musste unweigerlich lachen, so verdutzt war ich über ihre derbe Wortwahl.
Als ich schließlich endlich auf dem Bahnsteig stand, neben mir, hinter mir, vor mir übwerwiegend Feriencampler, streckte ich mich erst einmal genüsslich in der Sonne, um meine steifen Glieder wieder zum Leben zu erwecken.
Lässig schwang ich mir das einzige Gepäckstück über die Schultern, dass ich dabei hatte. Den alten Rucksack von meinem Dad. Das Teil hatte bereits Jahre überdauert.
So. ... Nun stand ich also da und ging... wo genau hin?
Meine Augen wurden schmale Schlitze und suchten den Bahnsteig angestrengt nach hinweißen zum Camp ab und fanden schließlich eine kleine Tafel.
"Ach du lieber Scholli!", war das erste was mir dazu einfiel.
Danach ... glitt mir mein Rucksack mit einem dumpfen Laut über die Schultern. Was ich vor mir sah, war der Weg zum Camp. Ich schluckte schwer und schloss mich einer Menge ebenfalls nicht gerade begeisterter Campler an...

Ich war schwer erleichtert, als sich die eisernen Türen endlich öffneten und mich auf den Bahnsteig entließen. Himmelhilf, war mir schlecht! Ich HASSTE Zugfahrten! ... "So, Tepes, kühlen Kopf bewahren... Orientierung ist NICHT deine Stärke aber deine Kreativität wird dir schon eine Möglichkeit darbieten", murmelte ich laut denkend vor mich hin. Bei meinem Glück würden die mich und meinen griechischen Akzent hier nichtmal verstehen... Dieser neue Job war mir jetzt schon recht verdächtig... "Πού είναι η θερινή κατασκήνωση?", fragte ich einen der an mir vorbeirauschenden Touristen. Dieser blieb stehen, sah mich an wie einen Psychopaten, drehte sich um und ging weiter. Ich brauchte nicht lange nachdenken, was ich falsch gemacht hatte... Einsichtig griff ich mir mit der flachen Hand an die Stirn und schüttelte den Kopf... Meine ehemalige Heimat war mir noch viel zu sehr im Blut verankert... "Verzeihung, Milady...", begann ich einen erneuten Versuch, nach dem Weg zu fragen. "Könnten sie mir eventuell sagen, wie ich zum Feriencampf komme?" Die höfliche junge Dame lächelte freundlich, schüttelte dann aber den Kopf. "Nein, leider nicht... aber sie könnten ein Taxi nehmen, sicher weiß der Fahrer Bescheid." Ich seufzte, bedankte mich jedoch und suchte mit den Augen nach einem Weg nach draußen. Ehe ich mich auf den Weg aus dem Bahnhof machte richtete ich meinen Hut un klopfte mir den Staub von meinem Gehrock. Dann hob ich meinen alten ausgebeulten Koffer an und begann mich zwischen den tausenden Menschen hindurchzuschieben.

Mit weichen Knien stieg ich aus dem Zug. Ich hasste das Unbekannte, es entwickelte sich immer zum Negativen. Wieso war ich hierher gekommen? Ein anderer Teil meines Gehirns gab mir sofort die Antwort. Ich wollte einem größeren Übel entfliehen. Mit angstvollem Blick auf die Massen schickte ich Stoßgebete gen Himmel, dass es ein weiteres Camp gab und ich in dem weniger belebten untergebracht war, auch wenn ich das gleichsam nicht glaubte. Ich spürte einige Blicke auf mir lasten, unangenehm, aber was sollte ich dagegen tun? Natürlich hätte ich passendere Kleidung anziehen können, doch meine wenigen Anzüge waren das einzige, worin ich mich wohl fühlte und so Sticheleien und abwertende Blicke ertragen konnte. Ich schleppte den kleinen Koffer, der dank seiner papiernen Füllung dennoch äußerst schwer war, zur Treppe und stellte mich dort an die Wand, so, dass ich nicht überrannt wurde. Ich blickte mich um, nicht wissend, wonach ich eigentlich suchte, doch ich wusste nicht was ich sonst hätte tun sollen. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung wo ich hin sollte, zumal mich Seitenblicke meiner Mitmenschen zusätzlich nervös und unsicher machten. Ich wusste, dass sie mich nicht wirklich ansahen, das war lediglich meine Phantasie, ich war nicht der Mittelpunkt der Welt. Warum tat es dann aber so seltsam weh?

Aha aha, kluges Tepes, wir finden heute also tatsächlich noch eine Karte...
Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen, da das Camp wohl ziemlich abseits lag und kein Wagen da durch kam, hatte ich mich nachgiebig zur Karte begeben, wo ich mir nun den Weg suchte. Doch das war leichter gesagt als getan! Ich konnte mir die Karte einprägen, mir jedoch nicht vorstellen, wie der Weg in der Wirklichkeit aussehen würde... Orientierungssinn gleich null! Verwirrt sah ich mich um. Hier MUSSTE es doch IRGENDWEN geben, der wusste wo dieses vermalledeite Camp lag!
Aha aha! Gucke einer schau, Menschen mit Brille sind doch meistens schlau, oder nicht?
Ich erblickte einen Jungen, der an der Wand lehnte und recht verloren aussah. Ohne weitere Scheu ging ich auf ihn zu. Musste ich eben um Hilfe fragen, was sollte es...
"Συγχώρεση, μπορούν να- Argh... Entschuldigung, die Macht der Gewohnheit... Könnten sie mir eventuell helfen, Monsieur? Ich bedaure es sehr, aber ich habe mich wohl als zu blöd zum Kartenlesen erwiesen..." Kein peinliches Lächeln zuckte über meine Wangen, nichts, nur Monotonie. Hauptsache der Kerl konnte mir irgendwie helfen, der Hohn, den er mir vermutlich entgegenbringen würde war mir eben gleichgültig.

Ich spürte wie mein Gesicht heiß wurde und die Erkenntnis, dass ich in diesem Moment wahrscheinlich schon puterrot war machte es nicht besser. Nun sah ich auch die Karte direkt neben mir. Riesige Brille und trotzdem blind. Oder genau deshalb.
"K... Kann ich ihnen helfen?" Was für eine dämliche Frage, natürlich sollte ich helfen. Nun stand ich wieder als kompletter Vollidiot da, der sich kaum seinen eigenen Namen merken konnte. Bravo, Moses, genau so stellt man es an.

"Wäre nett", antwortete ich ihm freundlich und diesmal stahl sich sogar ein freundliches Lächeln auf meine Lippen. "Ich möchte zum Sommercamp, hab nur leider keine Ahnung, wie ich da hin komme."
Insgeheim fragte ich mich, ob er vielleicht auch dort hin wollte. Sein Koffer ließ auf Urlaub schließen... aber seine Klamotten sahen so gar nicht naturtauglich aus...
Im Ernst, Tepes, bist du denn passend für ein camp angezogen?

Ich fuhr ein wenig zusammen. Endlich jemand der das gleiche Ziel wie ich hatte.
"Ja, da mu... also... da möchte ich auch hin." Was für eine berauschende Antwort. Schamesröte stieg mir ins Gesicht, ich wandte mich ab und ging zur Karte, nur damit ich dem Fremden nicht ins Gesicht sehen musste. Das hatte ich auch zuvor nicht getan, aber sicher war sicher.
Meine Denkweise war zweigeteilt und die beiden teile waren von grundauf verschieden. Die Kreative Denkweise war mir lieb, doch in der logischen war ich begabter. Letztere brauchte man ebenfalls zum Kartenlesen, denn Orientierung baut auf Logik auf. Landkarten stellten kein Problem für mich dar und diese umfasste einen überschaubaren Bereich, sodass ich nicht lange suchen musste.
"Ich hoffe sie haben gute Wanderschuhe mitgebracht."

Bei seinem Kommentar musste ich unweigerlich aufstöhnen. Meine Reisestiefel waren genau so bequem wie ein zu eng geschnürtes Lackkorsett, wie es viele Frauen trugen...
"So weit?" Mein resignierter Unterton glich dem eines maulenden Kindes! "Nun denn, wenn wir uns schon beide diese Tortur antun müssen, wieso dann nicht gemeinsam?"
Ich verneigte mich höflich vor dem jungen mann und hob meinen Hut kurz an. "Tepes mein Name." Dann sah ich mich nachdenkend um. "Wir sollten uns dann wohl auf die Socken machen, oder nicht?" Das mit den Socken meinte ich wörtlich, ließ es ihn aber nicht wissen. Wahrscheinlich würde ich auf der Hälfte der Stecke meine Schuhe ausziehen müssen...

Ich fragte mich, ob er sich über mich lustig machen wollte. Oder das auf der Wanderung vorhatte.
"Nun... es liegt nicht am Ende der Welt, doch wenn man dieser Karte Glauben schenken kann, so gibt es keinen befestigten Weg dorthin..."
Vielleicht sollte ich auf einige weitere Camper warten. Aber mein Misstrauaen war doch vollkommen unberechtigt. Bisher hatte sich der Fremde als höflich erwiesen, es war nicht seine Schuld, dass ich selbst Höflichkeit gegen mich richtete.
Ich ließ flüchtig einen zweifelnden Blick an meiner eigenen Kleidung hinunterwandern, wobei ich feststellen musste, dass einige angekratzte Stellen mehr keinen Unterschied machen würden. Mehr Sorgen machte ich mir um meinen Koffer, er war nicht von der Sorte unzerstörbar und meine wichtigsten Schätze befanden sich darin... . Ich seufzte innerlich auf und sagte mir, dass ich mögliche Schäden wohl erst im Camp feststellen musste.
"Dann... sollten wir mal..." Ich wandte mich zur Treppe und drängte mich mit einem Gefühl von Übelkeit durch die Menschen.

Etwas zögerlich folgte ich dem Anderen durch die Massen. Mann an Mann drängten sich über den Platz und es war ein Wunder, würde ich hier ohne weitere Ekelattacken herauskommen... Nach einer Weile war ich tatsächlich aus der großen Masse herausgekommen. Den Jungen hatte ich zwischenzeitlich fast verloren. ich kam mit meiner Größe einfach nicht so schnell voran wie der Kleinere, der sich durch so manche Lücke schieben konnte.
Kein befestigter Weg...
Mit einem mulmigen Gefühl verließ ich den Bahnsteig und ging dem Jüngeren nach. Das würde ja ein fantastischer Sommer werden...

LC: Camp

Der Weg zum Camp verlief relativ unspektakulär, abgesehen davon, dass der einzige Trampelpfad den es gab sich in Luft auflöste und wir uns durch ein Brombeergestrüpp kämpfen mussten. Ich rechnete es ihm hoch an, dass er nichts sagte. Meine Klassenkameraden hatten schon kurz nachdem ich vorgestellt worden war angefangen dämlich zu kichern und taktlose Sprüche auf mich niederregnen zu lassen.
Ich sah schon einige Hütten oder Häuser durch die Bäume blitzen, als ich mir etwas bewusst wurde. "Darf ich fragen, mit wem ich das Vergnügen habe?" fragte ich leise, in der Hoffnung er würde mich nicht hören.

Mit Koffern, Taschen, Tüten und einer Packung Pocki im Mund stieg ich aus dem Zug, verabschiedete mcih vorher noch gebührend von meiner kurzen Reisebekanntschaft und hoppelte dann vollbepackt wie ein Esel zum Stadtplan. Stadtplan. STADTPLAN! PLÄNE, KARTEN! Hilfe!
"Maaah, das kann ja was werden", murrte ich vor mich hin und begutachtete das kleine Stück Gold, welches mir den Weg ins geheiligte Land der Sommercamps zeigen sollte.
Epic Fail.
"Und da links... dann rechts, dann... ... zurück? Oder doch ganz da hinten lang... ... Hilfe!"
Aber gut, Not macht erfinderisch! Handy raus, Bild gemacht und gut ist!
Mit meiner Mini-Karte in der Hosentasche machte ich mich dann also auf den Weg zum Camp.
Haha, von wegen. Ich setzte mich erstmal ins Bahnhofscafé und dachte mir eine Strategie aus, mein Ziel ohne weitere Knochenbrüche, Morde etc. zu erreichen. Am einfachsten wäre es wohl gewesen jemanden nach dem Weg zu fragen... Aber da war die Sache mit dem Stolz...
Keine Stunde verging, ich schwang mich auf und ging los. Heidiho, auf dass ich Nomade mein Ziel sicher erreiche!

Grummelnd und mit leicht pochendem Kopf stieg ich aus dem Zug aus, die Tasche trug ich auf dem Rücken und den riesigen Reisekoffer zog ich hinter mir her. Ich hatte gewartet, bis die meisten ausgestiegen waren, damit ich nicht bei diesem Catchen mitmachen musste. Jetzt schleifte ich mich zu dem Stadtplan und versuchte irgendwie dieses Ding zu lesen. Also, ein richtiger Weg führte nicht dorthin. Das heißt, kein Taxi, das wieder rum heißt... Fußmarsch?!
„Pha, wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffe. Bin ja schließlich nicht wie Skye, würd mich im Wald verlaufen und von wilden Tieren gefressen werden.“ Ich seufzte und musste bei dem Gedanken einer völig verängstigten Skye alleine mitten im Wald leise lachen. So wird das wohl bei ihr enden, wenn sie sich alleine auf den Weg zum Camp macht.
„Naja, ich hoffe mal, dass sie nicht stirbt. Wär ja öde ohne sie“, redete ich wieder vor mich hin und bemerkte schon die ersten komischen Blicke der Leute, die direkt neben mir standen.
„Was? Noch nie jemanden gesehn, der Selbstgespräche führt?“
Ein par weitere komische Blicke und dann drehten sie ihre Köpfe auch schon weg. Ich stellte mein Gepäck ab und kramte aus meinem Rucksack eine Wasserflasche, die ich mit wenigen Schlucken auf die Hälfte reduzierte. Dann packte ich sie ein und sah nochmal auf den Plan. Gabs davon nicht irgendwo kleine Flyer oder so? Das kann man sich ja unmöglich merken. Nach kurzem Überlegen zückte ich mein Handy aus der Tasche und machte ein Foto von Plan. Wenigstens etwas.
Na dann auf ins Camp, auf einen langen, qualvollen Fußmarsch, bei dem ich wohl halb ums leben kommen werde. Wieso konnte nicht eine normale Straße zu diesem Camp führen?
Wieder mit meinen ganzen Sachen beladen, setzte ich mich in Bewegung. Kann ja was werden.

Ich war zwar als eine von den ersten aus diesm Zug gestiegen, doch bei meinem mangelden aber nicht ganz abwesenden Orientierungsinn würde es wohl noch eine Weile dauern, bis ich zum Camp kam. Meine schwarze Umhängetasche, war nervig. Immer wieder schlug sie mir gegen die Beine oder den Rollkoffer. Ich hätte besser einen Rucksack genommen, aber nein ich musste ja auch immer meinen Kopf durchsetzen. Viele der vorbei gehenden Leute beachtete ich gar nicht, sie waren mir entweder viel zu bunt, als dass ich sie anschauen müsste, oder sie waren zu groß so dass ich sie bei meinen 1,50 Meter nicht sah. Ich lief überhaupt einmal, hoffentlich, in die richtige richtung. Ich lief weiter, bis ich stolpterte und einem Mädchen mit roten Haaren, direkt in die Arme fiel. Worüber ich diesmal gestolpert war, wusste ich nicht einmal, aber vielleicht hatte es auch was gutes an sich, und das Mädchen musste zufällig in die gleiche Richtung, also zum Camp wie ich. Mit einem leichten rot-färbung meiner Wangen stand ich auf, denn bei meinem Missgeschick mussten wir auch beide hinfallen, und hielt ihr die Hand hin. "Tut mir wirklich leid.. alles okay? Gehts dir gut?", fragte ich sie ehrlich besorgt.

Und plötzlich wurde ich von irgendetwas umgerissen und war schon dabei ein genervtes „Kannst du nicht aufpassen?“ demjenigen gegen den Kopf zu werfen, der mich um gerempelt hatte, lies den Satz aber unvollendet, als ich aufblickte und ein kleines Mädchen vor mir entdeckte. Naja, ob es ein kleines Mädchen war, wusste ich nicht, es war nicht grade groß, sah aber irgendwie älter aus als so eine 11 Jähre.
„Macht nichts, ist ja nichts passiert.“, sagte ich lächelnd und lies mir von ihr aufhelfen. Huch, sie war ja wirklich klein.
„Musst du vielleicht auch zum Camp?“ fragte ich sie, während ich mir meinen Rucksack in die Hand und meinen Koffer hinstellte. Könnte ja sein, schließlich waren bestimmt viele Leute auf dem Weg zum Camp, sie hatte ja auch einiges an Gepäck bei sich. Ihr Nicken bestätigte meine Frage
„Gut, dann können wir ja zusammen gehen. Ist bestimmt besser als allein durch den Wald zu latschen und zu verkommen. Achja, ich bin übrigens Sam", stellte ich mich dann vor und schwang meinen Rucksack auf den Rücken.

Gut. Sie war jemand der auch zum Camp musste. "Ja, am Schluss verlaufen wir uns, dann können wir uns beim verkommen sogar gesellschaft leisten. Aber gewöhnlicher Weiße sterben die kleineren früher wie die großen, das heißt du hast länger Zeit wie ich dich zu retten", meinte ich mit einem Lächeln. "Ich bin Abby. Eigentlich Abbigail. Aber is viel zu lang und umständlich", sagte ich mit einem erneut netten lächeln auf dem Gesicht. Soviel lächelte ich sonst keinen Fremden an, aber sie schien mir jetzt schon irgendwie symphatisch. Vielleicht auch, weil sie mich nicht angeschrieen hatte, als ich sie versehentlich umgerannt hatte, wofür ich allerdings auch nichts konnte. "Woher kommst du?", fragte ich sie und zog meine Umhängetasche wieder an den richtigen Punkt. Ungewöhnlich laut klimperten die Glöckchen die ich mit großer Sorgfalt durch Sicherheitsnadeln festgesteckt hatte. Es war nicht so, als würde ich überall Glöckchen haben, außer als Armband und an meiner Tasche. Naja, wo anderst musste ich sie auch nicht tragen umd ständig etwas klingeln zu hören. Es beruhigte mich einfach, was für manche Menschen ziemlich verständnisslos war. Naja, viel gab ich sowieso nicht auf die Meinung anderer. Es wäre auch viel zu umständlich gewesen, mich nach jeder Meinung eines anderen zu richten. Respekt wer das drauf hatte.

Super, dann musste ich schon mal nicht alleine durch den Wald rennen. Hörte sich aber auch nicht so an, als würde sie den Weg kennen. Wahrscheinlich war sie auch das erste mal hier.
„Ist doch wenigstens etwas. Sterben wirst du schon nicht, wenn's sein muss trag ich dich, kein Kumpane wird zurück gelassen. So klein wie du bist, bist du bestimmt federleicht.“ Ihr durch die Haare zu wuscheln konnte ich mir dann doch nicht unterdrücken, ich hab nun mal einen Haarfummel. So und jetzt... will ich was essen, ich hab verdammten Hunger. Mein Magenknurren versuchte das auch schon zu verdeutlichen. Also, Tasche wieder ab, essen raus, mapfen. Was haben wir denn noch schönes?
„Aus Amerika“, antwortete ich knapp, während ich in meinem Rucksack rumfischte, „und du?“ So, da haben wir ja was tolles. Ein etwas zerquetschtes Brötchen, aber immerhin etwas. Die Tasche tat ich wieder auf meinen Rücken und den Kofferhalter, oder was auch immer das war, nahm ich in die Hand.
„Dann können wir ja los, oder?“ fragte ich und nickte in die Richtung, in die wir meiner Meinung nach gehen müssten und biss von meinem Schinkenbrötchen ab. Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten, setzte ich mich schonmal in bewegung, Abby gleich neben mir.
Laufen... ich will nicht laufen. Nicht durch einen Wald, mit Taschen bepackt, auf das ich hingefallen und sterben werde. Hm...skye hat wirklich recht, ich jammere zu viel rum. Naja, ran an den Speck, anders wirds nicht gehen

LC: Camp

"Isch kann nischt glauben dass misch meine Eltern in so eine Dreckloch geschiekt 'aben!"
Wutentbrannt stöckelte ich über die Bahngleiße. "Schneller Jaque! Wir 'aben nischt den ganzen Tag Seit!" Mit einem Handwink gab ich meinen schwitzenden Butler zu verstehen nicht so herumzutrödeln. "JAQUE!", rief ich verärgert aus weiterer Entfernung. Dieser Schwächling kam garnicht hinterher. Nur wegen den paar Koffern, die ich dabei habe! Ich holte mein Handy heraus, um das Navigationssystem einzuschalten. "Merde!", schnaubte ich, schüttelte es und starrte es böse an. "Oh Non! 'ier ist kein Entfang!" Also ließ ich das Teil wieder in meine Pradahandtasche gleiten. "Madame!", hechelte Jaque und wischte sich die Schweißperlen mit seinem Tuch aus seinem Sakon von seiner Stirn. Jaque stellte die Koffer ab und ging zu einer Anzeigetafel. Mit ein paar gekonnten griffen brachte ich meine Frisur wieder in Ordnung. "Seig mir wie isch dort 'in diese... Camp komme! Oder... " ich überlegte. "Gibt es 'ier keine Fahrer?! Mon dieu! 'isch bin entsetzt!" Schlechte Organisation! Ich drehte mich um, um Jaque nach einem Taxistand sehen zu lassen, doch da war er verschwunden. Noch kurz erhaschte ich sein Schwarzes Sakon wie es hinter der Türe unseres Privatzuges verschwand. "JAQUE!", schrie ich pikiert! "JAQUE ! Wenn isch disch erwische! Komm surück! JAQUE!" Der Zug vor los und ich stand da mit meinen Koffern. "Isch bin doch kein Packesäl!" Zornig schlug ich mit der Fußspitze gegen mein Gepäck, welches daraufhin umfiel. "Adieu, Jaque!", zischte ich und dachte bereits an seine Kündigung nach. Er wird nie wieder eine Anstellung finden! ...

Mwah. Da saß ich jetzt also im Café. Immernoch.
Ja, ich weiß, es sind schon 3, 4 andere Mitcamper vorbeigezogen, aber-.. ich war schlichtweg zu faul gewesen, mitzulaufen. Dafür hatte ich jetzt das Schlammassel.
"Désolé, Mademoiselle, aber ich musste grade einfach mithören. Bist du auch ins Camp unterwegs?"
Wie kam ich eigentlich dazu, dieses furchtbar nörgelnde Etwas anzusprechen? Meine schlechte Menschenkenntnis konnte Schuld dran sein, jap.
"Ich ebenfalls."
Ich verschluckte die Idee, zu fragen ob wir nicht gemeinsam den Weg suchen wollten. Ehrlich gesagt war mir noch während ich Mademoiselle gesagt hatte, schon die Lust vergangen. Aber Not macht erfinderisch, ich komme alleine nicht dahin, wo ich hin will und überhaupt müsste ich, würde sie mit ins Camp kommen, so oder so irgendwie mit ihr klarkommen. Also lächeln wir schön und versuchen, herauszufinden, dass sie eigentlich ein ganz, ganz, gaaaanz liebes Mödchen ist.
Oder so.

Die Kopfhörer im Ohr habend lehnte ich mich auf meinem Stuhl im Bahnhofscafé zurück und schloss die Augen.
Eigentlich wollte ich ja gucken, ob die Kids ein bisschen zurecht kamen. Wie gesagt, eigentlich.
Aber dieses umwerfende Angebot von drei Eiskugeln zu nur 1,50 hatte mich einfach umgehauen!
Camp-Kids hin oder her - dieses Angebot war wuha! Da musste ich doch zuschlagen!
Naja. Jetzt war das Eis aufgefuttert und bezahlt. Satt war ich zwar nicht, aber jetzt könnte ich mich ja theoretisch den Kindern widmen, die auf zum Camp sind. Der Plan war ziemlich veraltet, aber ersetzen? Auf gar keinen Fall!
Grinsend stöpselte ich mir die Musik aus den Ohren und wickelte die Kopfhörer zusammen, um sie in die Hosentasche meiner Shorts zu schieben. Es war bereits warm genug gewesen, um kurze Klamotten tragen zu können. Warum dann also im Winterpelz rumrennen, wenn es doch auch so ging?
"JAQUE!"
Französisches genuschel?
Ich warf noch einen Blick auf den leeren Eisbecher und seufzte übertrieben dramatisch auf.
Auf in den Kampf, meine Mitstreiter!
Ein Mädchen war aufgestanden und gesellte sich zu der Furie da draußen.
Camp-Kids? Den Koffern nach zu urteilen, schon,
Also Hintern hochgeschoben und hingelaufen.
Grinsen, Kai. Grinsen.
"Hey, ihr zwei, müsst ihr zum Camp?"
Zahnpasta-blitzend-weiße Zähne glänzten die Mädchen an.
Gut~ nicht direkt soo~ weiße. Aber sauber waren sie! Nahm ich mal an. Oder hatte ich noch irgendwo Eis kleben? .. Egal.
"Ich bin einer der Campleiter und seh mich nach den verirrten Schäfchen um.", schob ich noch erklärend nach. Bitte, nicht schon am ersten Tag verwirrte Gesichter!

"Isch bitte disch. Sehä isch so aus, als würde isch auf den Laufstäg gehän?!", motze ich dieses unscheinbare Ding an, dass mich da angsprochen hat. Ich konnte in dem Moment nicht freundlich sein. Mein Chaffeure und Butler hatte mich gerade hier abgesetzt, ohne ein wort des Abschiedes!
"Wie 'eißt du überhaupt?" Ungeduldig tippelte ich mit meinen neuen Schuhen auf den Betonboden. "'at man dir keine Manieren gelärnt, Cherie? Man stelle sisch vor. Nur Dorftröttäl 'ier! Isch bin Adeline!"
Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln und streckte ihr die Hand entgegen. Das Mädchen schüttelte sie mit finsterem Blick. Offenbar war sie verärgert.
Das erste was ich machte war, mir die Hand an meinem roten Mantel abzuwischen.
Jemand der sich als einen campführer vorstellte, war zu uns gekommen und hatte uns angeboten uns zu helfen. "Mon dieu! Isch glaub es nischt! Endlisch jemand der sisch erkänntlisch seigt!"
Ich hob den Kopf um meinem Gegenüber näher zu begutachten. ... Schlagartig verfärbte sich mein Gesicht rot. Ich drehte mich weg, damit er es nicht sehen konnte"... Non ! Isch brauche keine 'ilfe!!! Isch komme alleine zurescht!" Ich straffte die Schultern und nahm meine fünf Koffer an mich. Meine Absätze klackten über den Bahnsteig! "Wir sehän uns!"

"Excusez-moi, cherie, mais SELBER DÖRFTRÖTTÄÄL!", rief ich dem Mädchen halb hinterher.
"So eine-..."
Ich schluckte den Rest des Satzes herunter, da neben mir eine Person erschienen war, die sich eindeutig als Aufseher anpries. Und wie reagiere ich in so einer Situation? Ich drehe mich mit einem Schwung zu ihm um, schaue ihn an und meine auf eine unglaublich uncharmante Art "Tag."
Super Anfang, ehrlich. Besser gehts nicht!
"Da-.. tut mir leid, ich bin leicht angenagt. Du hast ... DAS ... ja eben mitbekommen."
Ohja, über sowas konnte ich mich stundenlang und schrecklich laut aufregen.
"Als Schäfchen würde ich mich jetzt nicht unbedingt bezeichnen. Vielmehr... ein... Affe auf Bewährung oder so."
Was ... labere ich!?
"Naja gut, beiseite damit. Du weißt also wo es zum Camp geht? Wäre der Herr so nett, mich dorthin zu führen? Orientierungssinn gleich 0. Wobei, 2 oder 3..."

Erst konnte ich ein verblüfftes Augenbraue-hochziehen nicht verhindern, als die kleine Lady sich wegdrehte und die Wangen minimal aufplusterte.
Aha. Alleine zurecht kommen. Mit fünf Koffern in einer Umgebung, die sie wahrscheinlich noch nichtmal aus dem Fernsehn kennt in eine Umgebung rein, die sie sich noch nicht einmal im Prospekt angesehen hat.
Natürlich kam sie allein zurecht!
Grinsend zuckte ich mit den Schultern und drehte dem Mädchen den Rücken zu. "Aber dann würde ich dir raten, etwas weiter links zu sehen - es sei denn, du willst natürlich direkt im See baden gehen.", rief ich noch amüsiert grinsend über die Schulter hinweg, ehe ich meine Aufmerksamkeit dem anderen Mädchen widmete.
"Kann ich dir wenigstens helfen oder soll ich auf die nächste Ladung Kleinkinder warten?" Noch bevor ich zuende gesprochen hatte, kam eine Reaktion von dem Mädchen.
"Tag. Da-.. ut mir Leid, aber ich bin leicht angenagt."
Was du nicht sagst.
Nein, Kai, jetzt war nicht die Zeit, um Sprüche zu reißen. Und auch nicht die Zeit, um bereits jetzt schon über kleine, arme Kinder herzuziehen, nur, weil du sie nicht riechen kannst.
Oh, und, lächeln nicht vergessen!
"Du hast .. DAS .. ja eben mitbekommen."
Ob ich in der Hütte noch irgendwo Wassereis hab?
Kai! Beim Thema bleiben!
Vor dir - Mädchen - Campmitglied.
Hingucken, Augen auf lassen und höflich bleiben.
Kein Eis.
Ehh.. Was hatte sie gesagt?
Egal.
"Klar. Hey, ich wohn da. Komm mit, ich zeig dir sogar 'ne Abkürzung. Aber es wär echt besser, wenn du dir den Weg einprägen würdest - ob jetzt als Affe oder als Schäfchen."
Ich grinste nochmal kurz und nahm dann, total gentleman-like ihren Koffer. "War doch deiner, oder? .. Dein .. Dein.. 'Dörftröttääl' kann seine Koffer gern selbst schleppen."
Nicht lachen, Kai. Koffer nehmen und tragen. Und die Richtung nicht verwechseln.

Mit einem lauten Seufzen stieg ich aus der Bahn und wich den Kindern aus, die an mir vorbeiliegen und meinen Trolley und den kleinen Koffer umwarfen. Also eines stand fest:
Nachdem ich den eigentlichen Zug, den danach, und auch den Dritten verpasst hatte; vollkommen am verhungen war; niemals den Weg zum Feriencamp finden würde, ohne nachzufragen und wahrscheinlich noch noch das Glück hatte, das die alte Oma von vorhin wieder kam und mich abermals mit ihrer Enkelin verwechselte... Na ja, es stand fest, der Tag konnte nicht schlimmer werden.
Ich sah mich um.
,,Klasse Bahngleis, Bahnhof, was auch immer... Hier gibt es keinen Essensstand. Nirgendwo. Ich werde sterben, oder, nein... Bin ich schon tot?"
Mein Magen grummelte und ich seufzte noch einmal. Ich hatte keine Ahnung wie ich das Camp finden sollte, also beschloss ich das zu tun, was immer tat wenn ich keine Ahnung hatte.
,,Entschuldigung?"
Ich sah lächelnd in das Gesicht eines älteren Jungen, welcher mich zuerst übersah, aber dann mein Lächeln erwiderte.
,,Kannst du mir vielleicht sagen, wo ich dieses...", ich deutete auf die Broschüre in meiner Hand,"Feriencamp finde?"
Der Junge musterte mich, sichtlich erstaunt über meine Frage, obwohl ich nicht wusste warum, doch er nickte.
,,Du musst diese Treppen hier hoch; dann die Straße rechts und am Wald entlang. Später siehst du dann ein Schild. An dem Schild folgst du dann dem Weg in den Wald hinein, läufst ca. 10 Minuten und dann solltest du den Campingplatz, das Tor, erreichen."
,,Danke", erwiderte ich grinsend und winkte ihm noch einmal zu, als ich mich auf den Weg machte.
Ich habe alles schon wieder vergessen was er gesagt hat weil ich zu sehr damit beschäftigt war ihm in die Augen zu sehen. Das einzige was ich gehört habe war Wald und Treppe. Das kann ja klasse werden... Sam würde mich auslachen. Oh ja, das würde sie.